Wie überträgt man das Video einer Video-DVD auf Festplatte?
Vorbemerkung
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf das Übertragen eines Videos von einer Video-DVD (nicht Daten-DVD) auf ein anderes Speichermedium unter Verwendung des VLC.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die hier beschrieben werden:
1. Mit dem VLC aufnehmen
Unter "Aufnehmen" ist das "Mitschneiden" einer Videowiedergabe zu verstehen. Die Zieldatei entspricht hinsichtlich den verwendeten Codecs und der Verkapselung grundsätzlich der Videoquelle. Es erfolgt also keine Konvertierung. Es kann jedoch Probleme geben, meistens mit dem Sound, wenn das Quellvideo absichtlich eingebaute "Schikanen" aufweist, die eine fehlerfreie Aufzeichnung verhindern sollen.
Um das Video einer DVD mit dem VLC per Aufnahme auf ein anderes Speichermedium zu übertragen, zum Beispiel auf eine Festplatte, sind folgende Schritte erforderlich:
- Damit man die aufgenommene Datei auch wieder findet, sollte in den Einstellungen - Input & Codecs für die Option Aufnahmeverzeichnis oder Dateiname ein Zielordner eingetragen werden.
- Über die Menüoption Ansicht die Erweiterte Steuerung aktivieren. Damit sieht man unten im Steuerungsbereich links oben an erster Stelle ein Icon mit einer grauen Kreisfläche, die Aufnahme-Taste.
- DVD als Medium öffnen.
- Im Steuerbereich ganz kurz hintereinander zwei Mal die Leertaste anklicken. Damit wird das umzuwandelnde Video gestartet und sofort wieder auf Pause gesetzt. Jetzt ist der Punkt der Aufnahme-Taste rot.
- Die Aufnahme-Taste anklicken. Damit wird der ursprünglich weiße Hintergrund dieser Taste zartblau eingefärbt.
- Jetzt auf die Wiedergabe-Taste klicken. Das Video wird wiedergegeben und zugleich in dem eingestellten Ziel-Ordner gespeichert. Man musst jetzt abwarten, bis die Wiedergabe beendet ist.
Nach Beendigung der Wiedergabe hat man im Ziel-Ordner eine neue Datei mit einem Dateinamen, der die Aufnahmezeit enthält, das von der DVD aufgenommene Video. Den Dateinamen dafür kann man nach eigenem Gusto ändern.
2. Videodateien in eigenen Ordner auf Festplatte speichern
Man kann die Videodateien der DVD in einen eigenen Ordner auf die Festplatte kopieren und zur Wiedergabe des Videos diesen Ordner öffnen. Die Videodatein befinden sich auf einer DVD im Ordner VIDEO_TS. Man kann und sollte sich in den meisten Fällen auf die Dateien VIDEO_TS.IFO und VRS_01_0.IFO, sowie auf die eigentlichen Videodateien VTS_01_1.VOB und alle folgenden bis zur letzten VTS_01_n.VOB beschränken.
Vorteilhaft ist es, sich diese Dateien in die Wiedergabeliste zu laden, oder besser, nicht die einzelnen Dateien, sondern den gesamten Ordner, in dem diese Dateien liegen, und anschließend die Wiedergabeliste zu speichern. Damit kann man das Video aus dem Windows-Explorer heraus durch einen Doppelklick mit der linken Maustaste auf die Wiedergabelistendatei im VLC starten.
3. Video von Wiedergabeliste konvertieren und speichern
Hat man sich, wie vorstehend beschrieben, die Videodateien von der DVD in einen eigenen Ordner auf einer Festplatte kopiert und dazu eine Wiedergabeliste angelegt, hat man die Möglichkeit, mit dieser Wiedergabeliste als Quelle alle Einzeldateien als ein zusammenhängendes Video in eine neue Datei zu konvertieren und speichern. Ein so konvertiertes Video wird in der Regel mit der richtigen Auflösung, also nicht mehr anamorph, gespeichert.
Die besten Erfolge habe ich mit einer Konvertierung über den H.264 Codec in einen TS-Container erzielt. Man verliert dabei allerdings die Zeitanzeige. Trotzdem lässt sich mit einer solchen Datei relativ problemlos im Video auch navigieren und es ist vor allem durchgehend komplett.
Bei Verwendung des MP4-Containers bleibt, ähnlich wie es bei Aufnahmen von DVDs auch häufig vorkommt, nach etwa einer Stunde der Ton weg. Aber das muss man eventuell ausprobieren.
4. Video von DVD konvertieren und speichern
Man kann das Video auch direkt von einer DVD über die Option Konvertieren/Speichern... übernehmen.
Meistens bekommt man hier aber nur das Vorspannvideo mit den rechtlichen Hinweisen. Danach wird die Konvertierung beendet. Um dieses Vorspannvideo zu überspringen, aktiviert man im Dialog "Medien öffnen" die Option "Keine Disc-Menüs" und setzt die Startposition für den Titel von 0 auf 1.
Für die Konvertierung selbst empfiehlt sich ein Profil mit einer TS-Verkapselung. Damit hat die Zieldatei zwar keinen Timecode, was aber besser sein dürfte, als ein falscher Timecode.
5. Videodateien von DVD packen und speichern
Immer wieder kommt es bei einer Übernahme in den bisher beschriebenen Fällen zu Problemen. Das Video wird einwandfrei wiedergegeben. Eine Aufzeichnung führt jedoch zu einem Crash oder sie ist fehlerhaft.
Wenn die Dateien auf der DVD gelesen werden können, konnte ich in den meisten Fällen durch das Packen der gesplitteten Video-Datei in relativ kurzer Zeit das Video auf die Festplatte übertragen.
Hier eine Beschreibung meines Vorgehens:
Die Dateien des Videos sind auf der DVD im Ordner VIDEO_TS. Da die maximale Dateigröße für DVD-Videos 1 GB ist, müssen größere Videos in mehrere Einzeldateien aufgesplittet werden. Die Durchnummerierung der gesplitteten Dateien erfolgt im zweiten Ziffernteil der Dateien (VTS_vv_1.VOB bis zu VTS_vv_n.VOB).
Die hier von mir verwendete Variable "vv" steht für die Identifizierungsnummer des Videos, in der Regel ist dies "00", die Variable "n" steht für eine fortlaufende Paketnummer. Sie beginnt immer mit "1".
Mein Ziel war, diese Dateien zu einer Datei zusammenzufügen. Dafür habe ich ein kleines Tool, die ausführbare Java-Datei VOB-Packer.jar geschrieben.
Alle damit zusammengefassten VOB-Dateien konnten bei mir einwandfrei wiedergegeben werden.
Da jede der VOB-Ausgangsdateien in einem eigenen Container steckt, werden die zu den jeweiligen Containern (Verpackungen) gehörenden Dateien einfach aneinander gehängt, was meistens dazu führt, dass bei der Wiedergabe die Zeitanzeige in der Fortschrittsanzeige nicht korrekt ist. Um dieses Manko abzustellen, kann man nach dem Packen versuchen, die gepackte Datei entweder aufzunehmen oder zu konvertieren. Damit wird der Container neu geschrieben und wenn man Glück hat, stimmt danach die Zeitanzeige. Eine fehlerhafte Zeitanzeige führt in der Regel zu Wiedergabestörungen, wenn man während der Wiedergabe die Abspielposition ändert.
Ich exportiere für die Zeitkorrektur das gepackte Video mit Video dluxe als MPEG-Video.
Der Zeitvorteil einer auf diese Weise erstellten "Aufnahme" ist beträchtlich. Ein Video mit einer Länge von nahezu zwei Stunden lässt sich so mit einem schnellen Rechner in wenigen Minuten packen.
Diesem Thema ist die Datei VOB-Packer.zip mit der ausführbaren Datei VOB-Packer.jar als Dateianhang beigefügt. Der in der ZIP-Datei gepackte Ordner VOB-Packer braucht nur in ein beliebiges Verzeichnis entpackt zu werden. In ihm befindet sich auch die Datei Schrit4Schritt.txt mit einer genauen Beschreibung für die Installation und Verwendung von VOB-Packer.jar.
Hinweise:
Mit dem VOB-Packer gepackte Videos enthalten nur das Video selbst, kein Titel-Menü und natürlich auch keine auf der DVD befindlichen Boni-Videos.
Dateien, die vom Betriebssystem wegen eines CRC-Lesefehlers nicht gelesen werden können, können auch nicht gepackt werden.
Schlussbemerkung
Der VLC ist zwar sehr gut für die Wiedergabe einer Video-DVD geeignet. Sollte das Übertragen eines solchen Videos auf ein anderes Medium mit dem VLC jedoch nicht oder nicht befriedigend gelingen, gibt es noch speziell für diesen Zweck erstellte Programme, zum Beispiel das freie Programm Handbrake.
Mit Handbrake habe ich beste Ergebnisse erzielt. Vor allem hat ein damit konvertiertes Video einen korrekten Timecode.
https://handbrake.fr/docs/de/1.3.0/