.
Wie kann man
mehrere VLC-Versionen gleichzeitig verwenden?
Immer wieder gibt es Situationen, bei denen es vorteilhaft wäre, wenn man eine andere als die gerade installierte Version des VLC zur Verfügung hätte. Eine Version deinstallieren und eine andere installieren, um das Spiel mit umgekehrten Vorzeichen anschließend zu wiederholen, ist wohl nicht sehr verlockend. Da stellt man sich die Frage, ob es nicht möglich wäre, zwei oder mehr Versionen gleichzeitig zu installieren.
Ja, das ist sehr wohl möglich. Es gibt sogar zwei Möglichkeiten dafür. Im einfachsten Fall verwendet man neben der aktuell installierten Version die portable Version. Man kann aber neben der aktuell installierten Version auch jede andere Version parallel dazu verwenden. Im Folgenden Teil sollen die einzelnen Möglichkeiten vorgestellt werden.
Portable Version des VLV verwenden
Die portable Version des VLC hat den Vorteil, dass sie parallel zu einer installierten Version verwendet werden kann, ohne auf die Konfigurationsdateien anderer Versionen zuzugreifen. Damit kann sie zum Beispiel auch von einem USB-Stick aus auf einem anderen Rechner verwendet werden. Ihr Nachteil: In der Regel ist nur die aktuelle Version des VLC als portable Version zu bekommen.
Jede "normale" Version des VLC verwenden
Grundsätzlich kann jede Version des VLC neben der aktuellen Version als Zweit- oder Drittversion verwendet werden. Versionen vor der Version 2.0 (Twoflower) müssen allerdings über einen Parameter, welcher auf die Konfigurationsdatei zeigt, gestartet werden, da deren Konfigurationsdateien sich von den Twoflower-Versionen unterscheiden. Dazu aber später mehr.
Woher bekommt man "andere" Versionen:
Über die Ausgangsseite Index of /vlc/ kann man sich jede einmal freigegebene Version besorgen. Man wählt zuerst die gewünschte Version, zum Beispiel 2.0.3/, entscheidet sich dann für das Betriebssystem, zum Beispiel win32/, und wählt dann die meist an erster Stelle stehende einfache, mit 7z komprimierte Version, zum Beispiel vlc-2.0.3-win32.7z und lädt sich diese herunter.
"Installieren" zusätzlicher Versionen:
Zusätzliche Versionen werden nicht installiert. Man öffnet die heruntergeladene Datei mit dem 7z-Manager, sieht in unserem Beispiel den Ordner vlc-2.0.3 und schiebt diesen per Drag & Drop in einen Zielordner. Es gibt natürlich auch noch andere Möglichkeiten, wie man diesen Ordner in einen bestimmten Zielordner entpackt, aber das ist wohl die einfachste.
Der Zielordner sollte auf keinem Fall im Windows-Programmordner liegen. Ich habe dafür auf einem zweiten Laufwerk einen Ordner VLC-Versionen, in dem sich schon einige Unterordner für VLC-Versionen befinden.
Wer den 7z-Manager nicht auf seinem System installiert hat, muss dies natürlich vorher noch erledigen.
Die mit 7z komprimierten Versionen gibt es ab der Version 0.8.5. Wer frühere Versionen will, muss zip-komprimierte Versionen verwenden.
Starten einer zusätzlichen Version:
In dem entpackten Ordner, in unserem Beispiel vlc-2.0.3, finden sich alle Unterordner und Dateien, wie sie auch in unserer installierten Haupt-Version zu finden sind, so auch die Datei vlc.exe. Ein Doppelklick darauf würde den VLC starten. Das sollte man aber besser nicht machen, denn jede Instanz des VLC benützt die selben Konfigurationsdateien und diese sind beileibe nicht für alle Versionen identisch. Man kann sich auf diese Weise seine ganzen Einstellungen "zerschießen". Ich empfehle daher folgendes Vorgehen:
Zusätzliche Versionen werden nur über eine Skriptdatei gestartet, in der für die jeweilige Version eigene Konfigurations- und Inidateien angelegt und nach dem Beenden der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird. Während der Ausführung einer zusätzlichen Version darf keine weitere Instanz des VLC, unabhängig von der Version, gestartet werden.
Hier das Beispiel einer Skriptdatei für den Aufruf der zusätzlichen VLC-Versionen 2.0.8. Alle meine zusätzlichen VLC-Versionen befinden sich in eigenen Unterordnern im Ordner D:\Tools\VLC, die Version 2.0.8 also im Ordner D:\Tools\VLC\vlc-2.0.8. Die Konfigurationsdateien befinden sich unter Windows im Ordner %appdata%\vlc. Die Konfigurationsdatei hat den Namen vlcrc, die Ini-Datei den Namen vlc-qt-interface.ini. Hier also das Skript für den Aufruf der zusätzlichen VLC Version 2.0.8:
@echo off
rem Startdatei für die VLC-Version 2.0.8
rem * * * hier die Versionsmummer ohne Punkte eintragen * * *
set v=V_208_
set f=%appdata%\vlc\
set i=vlc-qt-interface.ini
rename %f%%i% vlcini
if not exist %f%%v%ini goto run
rename %f%%v%ini %i%
:run
rem * * * hier den Pfad für die aufzurufende vlc.exe eintragen * * *
D:\Tools\VLC\vlc-2.0.8\vlc.exe --config=%f%%v%rc
rename %f%%i% %v%ini
rename %f%vlcini %i%
Alles anzeigen
In den Zeilen 5 bis 7 werden drei Variablen gesetzt, die im weiteren Verlauf die Sache etwas vereinfachen. Das ist zunächst ein Präfix für die zu sichernde Ini-Datei, der vollständige Pfad für das Verzeichnis mit den Konfigurations- und Ini-Dateien und der Name der Ini-Datei, so wie er vom VLC erwartet wird. Findet er diese Datei nicht, legt er sie neu an.
In der Zeile 9 wird die Ini-Datei der installierten Version umbenannt. Später, in Zeile 19, wenn die hier zu startenden Version 2.0.8 geschlossen worden ist, machen wir diese Umbenennung wieder rückgängig.
In Zeile 11 wird geprüft, ob für die zu öffnende Version, also für 2.0.8 bereits einmal eine Ini-Datei angelegt worden ist. Ist das nicht der Fall, wird die Anweisung in Zeile 12 übersprungen. Das bedeutet, das beim Aufruf der Version 2.0.8 in Zeile 16 keine Ini-Datei vorhanden ist. Sie wird dann vom VLC neu angelegt. Wurde die Version 2.0.8 über dieses Skript bereits einmal aufgerufen, dann ist auch die Ini-Datei vom letzten Aufruf vorhanden, sie wird jetzt in Zeile 12 so umbenannt, dass die aufgerufene Instanz des VLC sie wie erwartet auch findet.
In Zeile 16 erfolgt der Aufruf des VLC. Dabei wird der Parameter --config übergeben. Über diesen Parameter kann festgelegt werden, welche Konfigurationsdatei der VLC zu verwenden hat. Gäbe es eine vergleichbare Möglichkeit auch für die Ini-Datei, könnte man sich den Aufwand eines Aufrufes über eine Skriptdatei ersparen. Wenn die angegebene Datei nicht existiert, legt sie der VLC an.
Die beiden Zeilen 18 und 19 werden erst ausgeführt, wenn die aufgerufene Instanz des VLC geschlossen wurde. In der Zeile 18 wird die verwendete Ini-Datei so umbenannt, dass sie beim nächsten Aufruf einer Instanz dieser Version wieder zur Verfügung steht und in der Zeile 19 bekommt die Ini-Datei für die installierte Version, die in Zeile 9 umbenannt wurde, wieder ihren ursprünglichen Namen.
Ich habe mir diese Skriptdatei unter dem Namen vlc_run.cmd in das Verzeichnis der jeweiligen Version gelegt und davon eine Verknüpfung auf den Desktop (mit der rechten Maustaste) gezogen. Diesen Verknüpfungen gab ich den Namen VLV mit der Versionsnummer. Über die Eigenschaften der Verknüpfungen gab ich diesen das VLC-Symbol. Das Icon dazu liegt in jedem VLC-Ordner. Außerdem stellte ich die Option Ausführen im Register Verknüpfung auf Minimiert.
Für die Anpassung obiger Beispieldatei an die einzelnen Versionen reicht ein einfaches Ersetzen der Versionsnummer.
Hier ein Bild zum Eigenschaften-Dialog einer solchen Verknüpfung:
Und hier die Konfigurations- und Ini-Dateien, die zum Beispiel bei mir angelegt werden:
Nach dem art-Ordner sieht man die Datei ml.xspf für die Medienbibliothek. Sie ist ein guter Ort, wenn man eine oder mehrere bestimmte Dateien mit mehreren Versionen prüfen will, denn die Medienbibliothek wird von allen VLC-Aufrufen verwendet.
Es folgen die Ini- und Konfigurationsdateien für die von mir zusätzlich verwendeten aber nicht installierten VLC-Versionen. Die letzten beiden Dateien sind die Ini-Datei vlc-qt-interface.ini (natürlich auch eine Konfigurationsdatei) und die eigentliche Konfigurationsdatei vlcrc des VLC.
Weiterführende Hinweise
a) nightly builds
Auf die beschriebene Weise können nicht nur Vorgängerversionen verwendet werden. VideoLAN bietet auch fast täglich die aktuell in Bearbeitung befindliche Version als sogenannte nightly builds zum Download an. Diese gestatten einen Ausblick, auf das was kommen könnte.
Bei der Verwendung einer solchen Version muss man immer im Auge haben, dass es sich um eine reine Arbeitsversion handelt, bei der sich bis zu einer Freigabe noch viel ändern kann.
b) Zugriff auf Daten einer installierten Version
Verwendet man neben einer installierten Version des VLC auch andere Versionen, so greifen diese eventuell auch auf Daten im Installationsverzeichnis der installierten Version zu. Dafür ein konkretes Beispiel:
Für die Wiedergabe von BluRay-Videos habe ich im Ordner C:\Users\BENUTZERNAME\AppData\Roaming\aacs die BR-Konfigurationsdatei KEYDB.cfg und in C:\Program Files (x86)\VideoLAN\VLC, dem Installationsordner der aktuellen 32Bit-Version des VLC die BR-Bibliotheksdatei libaacs.dll abgelegt.
Auf dem Laufwerk D:\ habe ich für Testzwecke sieben verschiedene Versionen des VLC, von der Version 1.1.9 bis zu 2.2.1, jede in einem Ordner nach dem Schema D:\Tools\VLC\vlc-VersionsNummer. In keinem dieser Ordner befindet sich die BR-Bibliotheksdatei libaacs.dll und trotzdem kann ich mit Versionen ab 2.0.x BR-Videos wiedergeben, denn der VLC greift offensichtlich, wenn er für eine BR-Wiedergabe im Arbeitsverzeichnis die Datei libaacs.dll nicht findet, auf das Installationsverzeichnis einer installierten Version zu.
Mit der Version 2.1.5 lässt sich übrigens eine BD nicht wiedergeben, auch dann nicht, wenn die Datei libaacs.dll im Arbeitsordner dieser Version vorhanden ist.